Bei der Schwarzkopfkrankheit (Histomonose, Typhlohepatitis oder Blackhead) handelt es sich um eine ansteckende Leber-Blinddarmentzündung, die zu erheblichem Tierleid und wirtschaftlichen Verlusten führt. Die Krankheit ist weltweit verbreitet. Sie wird durch den einzelligen Parasiten, Histomonas meleagridis hervorgerufen.

Besonders empfänglich sind junge Puten zwischen der dritten und zwölften Lebenswoche, aber auch Hühner und andere Vogelarten können von diesem Parasiten befallen werden. In der Freilandhaltung und bei Betrieben mit mehreren Geflügelspezies ist das Risiko einer Ansteckung besonders hoch.

Neben der akuten Form kommt auch ein protrahierter Verlauf bei älteren Puten bis zur 15. Lebenswoche vor.

Die Anzahl der tatsächlichen Fälle liegt mit Sicherheit über den gemeldeten aufgetretenen Fällen, da die Schwarzkopfkrankheit keine meldepflichtige Krankheit darstellt. Die Schwarzkopfkrankheit stellt ein weltweites Problem dar und seit dem EU-weiten Verbot von Nifursol als Futterzusatzstoff im Jahr 2003, wird eine zunehmende Anzahl an Fällen, sowohl in der Bio-, als auch in der konventionellen Haltung registriert.

In Österreich wurden vom Geflügelgesundheitsdienst QGV in den Jahren 2014 bis 2016 dreizehn Fälle registriert. Im Jahr 2017 stieg diese Zahl allerdings auf 15 Fälle an.

Krankheitsverlauf bei der Pute

Bei den Tieren treten bei einer Erkrankung Teilnahmslosigkeit, erhöhtes Wärmebedürfnis, hängende Flügel, Futterverweigerung, Auseinanderwachsen, Abmagerung, gesträubtes Gefieder, der charakteristische schwefelgelbe Kot und Todesfälle auf.

Die Mortalität bei Puten kann bis zu 100% betragen und damit existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Die klinischen Symptome deuten auf erhebliche Schmerzen der Tiere hin, bevor diese an einer massiven, fibrinösen bis diphteroiden Entzündung des Blinddarms und hochgradigen multiplen Lebernekrosen sterben.

Während massive Läsionen beim Huhn meist auf die Blinddärme beschränkt sind, kommt es bei Puten auch fast immer zu einer Besiedlung der Leber.

Interessanterweise zeigen ältere Studien, dass keimfrei aufgezogene Truthühner sich nicht mit Histomonaden infizieren lassen, während Puten, deren Darm auf natürlichem Weg mit Bakterien besiedelt war, nach dem Kontakt mit Histomonaden praktisch alle verendeten.

Krankheitsverlauf bei Legehennen und Elterntieren

Bei Legehennen ist die Mortalitätsrate deutlich niedriger und selten höher als 10%. Infizierte Tiere können sich auch wieder erholen. Allerdings kommt es zu einem signifikanten Rückgang der Legeleistung. Selbst in Mastelterntierherden wurden schon Schwarzkopferkrankungen mit Ausfällen registriert, was verdeutlicht, dass auch Betriebe mit einem sehr hohen Hygienestandard nicht vor einer Infektion gefeit sind. Oft verläuft die Infektion bei Hühnern aber auch unbemerkt.

Überträger, Vektoren und Risikofaktoren

Meistens erfolgt die Infektion über die Aufnahme der Histomonaden durch Würmer (Heterakis gallinarum) oder Stapelwirte, wie Regenwürmer und Nacktschnecken. In den Wirten sind die Histomonaden vor Hitze und Kälte geschützt.

Histomonas meleagridis ist nur mit einer Zellmembran umgeben und stirbt deshalb in einem trockenen Milieu außerhalb des Wirtes unverzüglich ab. Während viele virale Erreger auch über den Wind in den Stall verbreitet werden können, ist Histomonas meleagridis hier auf andere Vektoren angewiesen, wie beispielsweise den Menschen.

Möglichkeiten der Erregereinschleppung stellen zum Beispiel Schuhe dar, besonders nachdem sie mit Erdreich in Kontakt gekommen sind. Auch über Geräte wie Scheibtruhen, Schaufeln oder die Reifen von Traktoren kann der Erreger in den Stall eingeschleppt werden. Wenn der Erreger den Geflügelbestand erreicht hat, erfolgt die weitere Ausbreitung ohne Zwischenwirte. Hier besteht die Möglichkeit einer direkten Infektion von Tier zu Tier, möglicherweise über die Kloake (cloacal drinking) oder via oraler Aufnahme. Leider ist der Eintragsweg in die Herde häufig unklar. Die Inkubationszeit beträgt ein bis zwei Wochen. In Freilandhaltungen herrscht ein deutlich größeres Infektionsrisiko vor.

Trotz der intensiven Forschungen zahlreicher Arbeitsgruppen weltweit, sind noch viele Fragen zum Erreger, zur Erreger-Wirt Interaktion, wie auch zur Epidemiologie der Histomonose offen.

Therapiemöglichkeiten

Seit dem EU-weiten Verbot von Nifursol als Futterzusatzstoff im Jahr 2003 ist eine direkte Behandlung der Schwarzkopfkrankheit nicht möglich. Promomycin (Parofor®), ein für Schweine zugelassenes Antibiotikum, kann für das Geflügel umgewidmet werden. Allerdings dürfte es nur zwischen dem Zeitpunkt der Infektion und dem Sichtbarwerden der ersten klinischen Symptome effektiv wirken.

Außerdem muss die erhöhte Wartezeit, insbesondere im Bio-Bereich (56 Tage), beachtet werden. Bei Beginn der ersten Krankheitsanzeichen ist unbedingt sofort der Betreuungstierarzt zu verständigen. Der Betreuungstierarzt entscheidet, ob noch Parofor® eingesetzt werden kann, oder die Herde frühzeitig geschlachtet bzw. gekeult werden muss. Pflanzliche Extrakte, wie beispielsweise Oreganum, Zitrone, Zimt und Knoblauch, führen zu keinem zufriedenstellenden Therapieerfolg. Lediglich prophylaktische Effekte wurden bei manchen Produkten beobachtet.

Prophylaxemaßnahmen

Um eine Infektion zu verhindern, sind möglichst effektive Biosicherheitsmaßnahmen zu treffen, um den Eintrag in die Stallungen zu vermeiden.

  • Desinfektion, Schuhwechsel, „All in/All out Verfahren“, Wechselweiden bei Freilandhaltungen
  • regelmäßiges Entwurmen bei Nachweis von Heterakis spp.
  • Puten sollten generell nicht gleichzeitig mit Hühnern und anderem Geflügel gehalten werden, da dieses eventuell ein klinisch symptomloses Reservoir für Histomonaden darstellt
  • Vektorenbekämpfung: Schnecken, Würmer, Insekten und Schadnager müssen vom Stall ferngehalten werden
  • Die Heterakis-Eier sind äußerst resistent in der Umwelt und können über Jahre infektiös bleiben. Deshalb muss das richtige Desinfektionsmittel ausgewählt werden.
  • Einstreu sollte in der Vorhalle oder im Stall gelagert werden, um eine Kontamination möglichst zu verhindern
  • Vor dem Einfahren in den Stall sind die Fahrzeuge zu desinfizieren. In gefährdeten Betrieben sollte ein Einfahren von Fahrzeugen generell bis zur 12. Lebenswoche vermieden werden.
  • Beton bzw. Asphaltierung vor den Stalleingangsbereichen (Eingänge, Einfahrten)
  • Behebung von Rissen im Stallboden

Nähere Informationen zur Schwarzkopfkrankheit entnehmen Sie bitte unserem Merkblatt „Schwarzkopfkrankheit“ bzw. dem Programm „Schwarzkopfkrankheit“.